Augen auf bei der Arztwahl: 5 Tipps, wie du den/die RICHTIGE(N) findest!

Written by Stefanie Segmiller

July 4, 2023

Der Nächste bitte!

So hiess eines der beiden Büchlein, welches mein Opa nach seiner Pensionierung geschrieben hat, und in welchem er seine Erinnerungen an seine Patienten in seiner Landarztpraxis in Bayern festgehalten hat.

Beim erneuten Querlesen des Buches ist mir aufgefallen, wie selbstbestimmt seine Patienten aufgetreten sind und wie gut sie mit meinem Opa in Kontakt waren, dass sie oft widersprochen haben und letztendlich es ganz oft einfach so gemacht haben, wie es ihnen in den Sinn kam und am Schluss auch wieder gesund waren. Und mein Opa, ein sehr humorvoller und geduldiger Mensch, hat sie so sein und machen lassen und bei der Gesundung begleitet. Irgendwie hatte ich erwartet, dass früher vielleicht der „Herr Doktor“, noch mehr das Sagen gehabt hätte, aber in der Praxis meines Opas war dem anscheinend nicht so.

Dies hat mich dazu veranlasst, darüber nachzudenken, auf was für Ärztetypen ich nach dem Unfall getroffen bin, die Beziehung zu ihnen und welchen Einfluss diese auf meine Heilung genommen haben. Und da ich alleine auf 7 behandelnde Orthopäden gekommen bin, finde ich, dass sich diese „Gruppe“ ganz gut zum Vergleich eignet.

 So waren da:

Orthopäde 1 in Österreich: der „Primar“ der Klinik, ein stattlicher und attraktiver Mann, der gerne in Schwarz auf der Station unterwegs war. Typ „ich bin unfehlbar“! Und mich als „Mädel” ansprach.

Orthopäde 2 in Deutschland: Mein Glücksfall, ein junger engagierter Orthopäde mit einer unglaublich positiven und motivierender Einstellung! Sehr gewissenhaft bei der Untersuchung und wunderbar empathisch! Er hat sogar einen weiteren Spezialisten aus dem Team hinzugezogen, um wirklich das Beste für mich und meinen Genesungsprozess zu erreichen.

Orthopäde 3 in Spanien: Ein Nachbar in unserer Wohnanlage. Total negativ und unempathisch, die anderen Chirurgen hätten versagt und man solle gleich nochmal operieren, da bereits jetzt schon alles im Bein verklebt sei und sonst alles noch schlimmer werden würde.

Orthopäde 4 in Spanien: Krankenhaus Alicante, „David“- Sehr sympathischer und netter Mann, der uns (meinen Mann und mich) sofort duzt. Allerdings hat er in keiner seiner Untersuchungen je mein Bein berührt noch anderweitig sich diesem genähert, noch ist er einmal vom Schreibtisch aufgestanden. Dafür durfte ich ihm meine Rezeptwünsche diktieren. Er war sehr begeistert von den vielen Schrauben der deutschen Marke ZIMMER in meinem Bein (das Röntgenbild fand er sehr interessant) und der deutschen Genauigkeit bei der OP. Ihr seht David rechts oben auf einem Werbeplakat in Alicante.

Orthopäde 5 in Deutschland: Chefarzt der Rehaklinik. Sehr lässiger und gewissenhafter Typ Mensch/Arzt und am Austausch mit seinen Patienten, auch ohne Zeitdruck, wirklich interessiert. Sehr unterhaltsam und positiv.Ausserdem eine grosse Unterstützung bei der Besorgung meiner Unterlagen für die Berufsunfähigkeitsversicherung. 

Orthopäde 6 in Deutschland: Unfallklinik Murnau (Chefarztbehandlung nicht nur bei der Materialentfernung): Gross gewachsener und schlanker Arzt, wie aus dem Bilderbuch, freundlich, nett und aufmerksam, hat mich die Länge der Narbe entscheiden lassen und ist vor der OP noch extra ans Bett gekommen, um zu fragen, wie ich mich fühle und um mich zu beruhigen. Alles bestens verlaufen! Alle Schrauben und Platten im Bein gefunden und ordnungsgemäss entfernt.

Orthopäde 7: Unfallklinik Murnau (Nachversorgung/Narbe/Fäden). Typ Metzger, Unfallchirurg durch und durch, sehr technisch und genau. Hat sofort die nächste OP für ein Jahr danach terminiert, um das Bein von einer X-Bein Stellung in eine O-Bein Stellung zu operieren (also so schreibe ich es hier, ich müsste im Arztbrief nochmal nachsehen, wie das medizinisch korrekt heisst). Bin ich aber nicht mehr hingegangen. Wer bin ich denn, dass ich mir mein Bein vom X zum O-Bein machen lasse?

Alles ganz unterschiedliche Menschen, Ärzte, die mich auf meinem Weg der Heilung (und teilweise darüber hinaus) begleitet haben. Die versucht haben, mich zu motivieren, dabei aber trotzdem ehrlich und authentisch geblieben sind und auch meine Meinung sich angehört und nachgefragt haben, und ohne Drohung (wenn Sie das nicht machen, dann…) diese akzeptiert haben. Aber auch Ärzte, bei denen ich das Gefühl hatte, meine Meinung zählt nicht, ich bin das „Mädel“, das jeglichen ärztlichen Rat zu befolgen hat, damit es wieder gut wird.

Was glaubt ihr, bei welchem Arzt oder welchen Ärzten habe ich mich am Wohlsten gefühlt?
Klar, bei den Ärzten, die mit mir in Beziehung gegangen sind, und mich auf Augenhöhe betrachtet haben. Die mich nicht eingeschüchtert haben mit all dem, was schief gehen kann und den Film nicht bereits zu Ende gedreht haben. Sondern mich als Drehbuchautorin akzeptiert haben.
Daher mein Rat, sucht euch einen Arzt, der fachlich natürlich versiert ist, aber auch menschlich dir das Gefühl vermittelt, nicht nur eine Fallnummer im Krankensystem zu sein. Such dir einen Arzt, der etwas von Kommunikation versteht und weiss, was er wie und wann seinen Patienten sagt!

So war nach meinem Unfall der erste Satz der Ärztin in der Notfallaufnahme, den ich zu hören bekam: „Das was Sie haben, ist was ganz ganz Schlimmes, da muss ihr Mann ihnen was wirklich Schönes kaufen“. Was hat das wohl mit mir und meinem Nervensystem gemacht? Wie hätten diese Sätze wie diese auf mich gewirkt?: „Sie sind bei uns in guten Händen, Frau Segmiller. Wir schauen uns jetzt alles in Ruhe an und kümmern uns um sie. Versuchen sie sich etwas zu Entspannen, und sagen Sie uns bitte jederzeit, wie es ihnen geht oder ob sie etwas benötigen oder Fragen haben.

Die gute Frau kann sicher nichts dafür, dass sie aus ihrer Emotion heraus spontan kommuniziert hat.  Denn leider haben die meisten Ärzte sehr viel Druck und haben ausserdem nicht an der Universität gelernt, wie sie am Besten mit den Patienten kommunizieren, wenn sie diesen z.B.  Diagnosen zu überbringen haben, die diese erst mal in ein Loch stürzen.

Umso schöner finde ich es, dass dieses Thema nun auch immer mehr Beachtung während des Studiums findet. So beschäftigt sich Prof. Hartmut Schröder (Sprachwissenschaftler) als Direktor des Instituts für Therapeutische Kommunikation schon viele Jahre mit dem Thema Kommunikation in therapeutischen und medizinischen Berufen. 

Seine These: Wie mit Klienten und Patienten kommuniziert wird, hat einen entscheidenden Einfluss auf den Erfolg der getroffenen Maßnahmen.

Im oben genannten Beispiel meiner Ärztin, hat sich sofort in der Notaufnahme bereits in meinem Gehirn „eingefräst“, oh je, das ist jetzt echt was Schlimmes und mein Nervensystem ist in einen sogenannten „Freeze“ (Einfrieren/Schreckstarre) gegangen. In diesem Zustand resignieren wir und eine schnelle und komplikationslose Heilung ist sehr viel schwieriger, als wenn sich mein Nervensystem in einem entspannten und sicheren Zustand erlebt hätte.

 Meine 5 Tipps, worauf du bei der Artztwahl achten solltest:

1.    Fachliche Kompetenz

So gehe ich mit einem Knochenbruch nicht zum Augenarzt, soweit klar. 

2.     Zeitfaktor: Wieviel Zeit nimmt sich der Arzt bei der Untersuchung?

Hast du den Eindruck, du wirst nur so durchgeschleust beim Arzt? Er vermittelt dir das Gefühl, dass er unter Zeitdruck steht? Findet eine ausreichende Anamnese statt?

3.    Ganzheitlichkeit:

Was suche ich? Einen Arzt, der mir die Symptome schnell weg macht, oder eine Begleitung, der das „Gesamtkonstrukt“ Körper, Geist und Seele anschaut?

Klar, bei einem Skiunfall mit Knochenbrüchen ist das nicht das erste Ziel, aber z.B. bei der Wahl eines Endokrinologen bei einer Schilddrüsenerkrankung, die oftmals im Zusammenhang mit einer psychischen Belastung stehen kann.

4.    Augenhöhe:

Wie fühlst du dich in Gegenwart deines Arztes? Fällst Du in dich zusammen, gehst in Abwehrhaltung (körperliche Somatik), traust dich nicht deine Fragen zu stellen? Fühlst dich unterlegen, überrumpelt, vorverurteilt mit der Diagnose? Dann vielleicht lieber gleich einen neuen Arzt suchen.

5.    Sympathie:

Erwiesenerweise ist der Erfolg bei der Zusammenarbeit mit sympathischen Menschen um ein Vielfaches grösser als mit unsympathischen. 

Ich gehe sogar noch ein Stück weiter, da mein Credo ist, „it is all about energy“. Insofern suche ich mir meine Ärzte tatsächlich auch nach der Energie aus, die sie ausstrahlen und frage mich:

Haben die Ärzte eine hohe Energie und stimmt die Chemie?

Mit diesen 5 Tipps findest du nicht nur den richtigen Arzt, sondern sicherlich auch den richtigen Anwalt, Psychologen, Physiotherapeuten oder Coach!

Wie ist das bei dir? Worauf achtest du bei der Arztwahl?

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